Seidelbast,
betörend und schön giftig

Wer einmal dem Seidelbast, einer geschützten Heilpflanze, begegnen möchte, mache sich im zeitigen Frühjahr auf die Wanderschaft. Im erwachenden Frühlingswald werden Sie dabei von einem betäubend süss duftenden Windhauch überrascht. Folgen Sie dem Geruch, und bald finden Sie den Zwergstrauch, der verschämt seine Ruten in die milde Sonne streckt. Die Zweige sind mit rosaroten Blüten bedeckt, die sich scharf von der hellgrauen Rinde abheben. Sie erscheinen noch bevor die Blätter zu treiben beginnen. Dies ist nur möglich, weil der Seidelbast im vergangenen Herbst Reservestärke in den verholzten Zweigen angelegt hat. Der bis 150 Zentimeter hohe Zwergstrauch gehört zur Gattung der Seidelbastgewächse, von denen in unserer Gegend fünf heimisch sind. Der Seidelbast ist der bekannteste und kommt in unseren Wäldern vom Flachland bis auf 2000 Meter Höhe vor.

Im Mittelalter wurde der Seidelbast als Hautreizmittel bei Rheumaschmerzen in Form von Brei auf die Haut aufgetragen. Da er sehr giftig ist und schon bei Berührungen die Haut reizt, wird er vor allem in der Homöopathie genutzt. 

Aus der Frühjahrsrinde wird die homöopathische Urtinktur hergestellt. Potenziert wird der Seidelbast, lateinisch Mezereum, erfolgreich eingesetzt bei stark juckenden Ekzemen mit eitriger Krustenbildung, Milchschorf, Gürtelrose mit brennenden schiessenden Schmerzen, Neuralgien und Knochenschmerzen im Gesicht. Schon die Signaturenlehre oder das Aussehen der Heilpflanze gibt uns Hinweise auf das Haupteinsatzgebiet in der Heilkunde bei Ekzemen und Neuralgien im Kopfhaut- und Gesichtsbereich (Blüten am Ende der Äste) und bei Knochenschmerzen (Äste sehen aus wie Röhrenknochen). (Text: Roland Vontobel, Bild: Werner Meier)

www.praxisvontobel.ch

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