Fronleichnam

«Ösehegottstag» nennen die Innerrhoder Fronleichnam, das Dank- und Huldigungsfest zum Gedächtnis der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus beim letzten Abendmahl. Die grössten Feierlichkeiten finden in Appenzell statt. Die Prozession ist prachtvoll (sofern das Wetter mitspielt und sie stattfinden kann). Nebst den kirchlichen Würdenträgern fallen vor allem die zahlreichen Frauen in der Festtagstracht sowie die Täfelimeedle in der schwarz-weissen Jungfrauentracht auf. 

Wo: Appenzell, kleinere Prozessionen auch in anderen Innerrhoder Pfarreien. 
Wann: Am Fronleichnamstag, dem Donnerstag zehn Tage nach Pfingsten.

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Seit dem Hochmittelalter wird in der katholischen Kirche zehn Tage nach Pfingsten das Fronleichnamsfest gefeiert. Es ist ein Dank- und Huldigungsfest zum Gedächtnis der Einsetzung des Altarsakraments. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom althochdeutschen «vrôn» – den Herrn betreffend – und «lichnam» – Körper, lebender Leib – ab. Wichtigster Teil des Feiertags ist die Messe, die in Appenzell bei trockenem Wetter auf dem Platz vor dem Gymnasium gefeiert wird. Der Fronleichnamstag ist heute in vielen Kantonen ein Werktag. In Appenzell Innerrhoden aber wird «Ösehegottstag», wie er im Dialekt genannt wird, noch immer als Feiertag mit Prozessionen begangen. Die Feierlichkeiten in Appenzell sind die grössten und prächtigsten in der Ostschweiz. Vor allem wegen der Täfelimeedle in ihrer schwarz-weissen Jungfrauentracht und der Frauen in der Innerrhoder Festtagstracht zieht die Fronleichnamsprozession jedes Jahr viele Besucher an. Um die edlen Stoffe der Trachten zu schützen, findet die Prozession nur bei gutem Wetter statt. Dann zeigt sich das Dorf von seiner schönsten Seite: Die Strassen und Plätze sind mit frischem Buchenlaub geschmückt. Früher häufiger, heute seltener, stellen Bewohner Blumen, Bilder, kleine Altäre und Statuen in die Hauseingänge und auf Fenstersimse. 

Die fünfzehn Täfelimeedle tragen bemalte Holztafeln mit den je fünf Geheimnissen des freudenreichen, des schmerzhaften und des glorreichen Rosenkranzes. Nebst ihnen und den zahlreichen Trachtenfrauen marschieren auch Bannerträger kirchlicher und anderer Vereine, Rhodsfähnriche mit ihren Junkern, ehemalige Gardisten, Behördenmitglieder, Kirchenräte mit Mantel und Kerzen, Ministranten in blauen Röcken und weissen Hemden, Erstkommunikanten, die örtliche Musikgesellschaft und die Herrgottsschützen in Militäruniformen mit. Unter dem Baldachin trägt der Standespfarrer im festlichen Ornat das Allerheiligste in der Monstranz. Begleitet wird er dabei von Herrgotts­grenadieren. Der Sinn der Prozession besteht darin, den Segen Gottes auf die heranreifende Frucht herabzuflehen. Zum Schlusssegen versammeln sich die Prozessionsteilnehmenden in der Pfarrkirche. 

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